Unser Text zur Petitionsübergabe

Liebe Unterstützende,

die Petition wurde beendet und unserem Oberbürgermeister Florian Hartmann überreicht.

In dem Zeitraum von 30.12.2023 bis zum 13.3.2024 haben 6691 Bürger unsere Petition unterzeichnet, 3237 davon direkt aus der Stadt Dachau. Der Rest zum größten Teil aus dem Landkreis (1).

Der große Erfolg zeigt, wie wichtig den Dachauern ihr Eisbahn ist.

In der Presse gab es rege Resonanz. Besonders gefreut hat uns neben der Berichterstattung der lokalen Presse der Beitrag in der Abendschau des BR (2). Um die Entwicklungen der letzten Jahre rund ums Stadion jedem leicht zugänglich zu machen, haben wir die Homepage www.eisfuerdachau.de gestartet.

Auch in der Politik hat die Petition Aufmerksamkeit erregt. Gefreut hat uns die Einladung der vollständigen SPD Fraktion für einen ersten Austausch.
Zudem gibt es nun auch ganz konkrete Anträge zum Thema Eisfläche (3,4,5).

Vor allem aber konnten wir das Thema des drohenden Verlusts unserer Dachauer Eisfläche verstärkt ins öffentliche Licht rücken.
Sie existiert seit 1947 und wird von den Dachauern stets wertgeschätzt.

Die Eisfläche wird gerne auf Eishockey reduziert. Dabei ist sie von gesellschaftlicher Relevanz. Vormittags nützen die verschiedensten Schulen die Eisfläche, nachmittags ist die Bahn mit ca. 35000 Besuchern beim Publikumslauf pro Jahr sehr gut besucht. Er ermöglicht lokalen Wintersport für Jedermann. Schlittschuhe können im Stadion günstig geliehen werden. Jung und Alt, Familien und Jugendliche nützen die Gelegenheit, um lokal und kurzfristig Wintersport zu betreiben.
Gerade für Heranwachsende ist die Eisfläche ein geschützter Ort zur Freizeitgestaltung mit Freunden. Eltern wissen ihre Kinder dort gut aufgehoben. Neben dem Schlittschuhlauf besteht zudem jeden Montag die Möglichkeit zum Eisstockschießen, die auch unter den Senioren unserer Stadt als Treffpunkt dient. Im Winter existieren sonst kaum ähnliche städtische Angebote dieser Art.

Die Eisfläche ist Grundvorraussetzung für den Hockey Sport. Neben der Eishockeyabteilung des ASV Dachau ist es vor allem der ESV Dachau mit seiner engagierten und erfolgreichen Jugendarbeit, für den eine Eisfläche überlebenswichtig ist.

Der gemeinsame Antrag der SPD und CSU von 2018 zur Gleichbehandlung der Dachauer Sportarten ist daher aktueller denn je: “Aus Gründen der sportlichen Gleichbehandlung in Bezug auf auszuübende Sportarten sollten bei Einstellung von freiwilligen Haushaltsgeldern Beträge für beide Sportstätten, mithin für die neue Georg-Scherer-Halle mit Multifunktionsbereich UND ein städtisches Eislaufstadion berücksichtigt werden (6).“

Auch die Kommentare auf der Petitionsseite zeigen einen Überblick
über die vielfältigen Nutzer des Stadions. Es gibt die unterschiedlichsten positiven Erinnerungen an das Eisstadion. Es lohnt sich hierfür, durch die 2770 (!) Kommentare auf der Petitionsseite zu scrollen (7).

Durch die große Resonanz ist uns klar geworden, dass wir über die aktuelle Situation der Lage informieren müssen.

Wir danken Herrn Haberl vom Amt für Schule, Kinderbetreuung, Jugend, Soziales und Sport der Stadt, der uns immer fundierte Informationen zum Eisstadion übermittelte. Er kommunizierte dabei auch deutlich, dass bisher nicht die laufenden Betriebskosten das Problem seien. Die Investitionskosten für eine neue Eisfläche stellen das Problem dar. Die momentane Begrenzung des städtischen Haushalts auf Pflichtaufgaben ist vordringlicher, zumindest nach Einschätzung der Rechtsaufsicht.

Die aktuellen Pläne zeigen, dass auf der Fläche des Eisstadions der Neubau der Mehrzweckhalle geplant ist. Für den Ersatz der Eisfläche ist im Bebauungsplan eine konkrete Fläche im Süden des Geländes vorgesehen (8).

Noch steht die sogenannten Koppelung im Raum. Das heisst dass zuerst die Eisfläche ersetzt werden soll, bevor sie dann dem Neubau der Mehrzweckhalle weichen muss. Auch hier zeigt die Zustimmung zur Petition, dass daran festgehalten werden muss.

Über die Petition haben uns viele Ideen zum Thema Neubau erreicht.
Sicher ist es nicht zielführend und sinnvoll mit dem Model eines herkömmliches Eisstadion zu planen. Es sollte stattdessen eine Sportstätte entstehen, die vielseitig bespielt werden kann. Sie müsste im Sommer genauso durchgehend genutzt werden können wie im Winter. Durch eine Überdachung und einem Lärmschutz würde die Bahn auch noch länger buchbar sein. Zusätzliche Zeiten würden Raum schaffen für neue Nutzer. Eiskunstlauf oder Hobbymannschaften könnten so helfen, weitere Einnahmen für die Deckung der Betriebskosten zu generieren.

Es gibt moderne Systeme der Eis-Herstellung. Damit ausgestattet kann eine Sportstätte multifunktional genutzt werden. So stellte Herr Dr. Leitner von der Firma Realice aus Südtirol seine verschiedenen Optionen von Eisflächen vor, die er weltweit im Einsatz hat. Eine variable Lösung für Dachau wären z.B. mobil verlegbare Pads (9). Der Boden unter dem Kunsteis kann bei vielen Herstellern nach Belieben gestaltet werden. Nach dem Abtauen können so viele Sportarten wie Futsal, Basketball, Crossfit, Badminton, Yoga oder natürlich Inline Hockey praktiziert werden.
Die Sportstätte könnte auch nicht nur von Vereinen, sondern durch private Vermietungen allen Dachauern zugänglich gemacht werden. Viele wollen sich heutzutage kurzfristig und ohne Vereinsbindung mit Freunden zum Sport treffen. Breitensport wäre somit noch leichter für alle möglich.

Die Vormittage im Sommer sollten dabei weiter von den Dachauer Schulen genutzt werden können. Nachmittags kann die Öffentlichkeit etwa beim Rollschuh- und Disco Lauf profitieren.
Dabei ist eine solche Location nicht nur auf den Sport zu reduzieren. Sie kann auch für kulturelle Events z.B. von Schülern, für Kinderdiscos, Konzerte von Dachauer Nachwuchsbands, Unternehmensfeiern von Sponsoren, Flohmärkte oder Ausstellungen verwendet werden.

Und sollte der Eissport wider Erwarten für Dachauer in ferner Zukunft doch nicht mehr attraktiv sein, wäre die Stadt nicht um eine Eishallenruine, sondern um eine vielseitig nutzbare Location reicher. Eine ähnliche Vorstellung einer solchen Multifunktionshalle beschreibt auch Oberbürgermeister Florian Hartmann auf seiner Homepage:
„Unsere städtische Kunsteisbahn ist mittlerweile in die Jahre gekommen. Ich möchte deshalb in Dachau eine geschlossene, barrierefreie Eissportanlage errichten. Dabei sollen auch die energetisch modernsten Entwicklungen vorgesehen werden. In der eisfreien Zeit soll diese Multifunktionshalle auch Platz für andere Sportarten und Events bieten.“ (10)

Die Betriebskosten sind machbar. Ein Platz ist gefunden. Allein die Baufinanzierung ist die große Hürde.

Als großen Erfolg der Petition sehen wir hier die Bereitschaft der FH Rosenheim, sich dem Thema Architektur von Sportstätten zu widmen. Dort wird das Thema ausgeschrieben, wie man am Beispiel der Dachauer Eisfläche die Kommune dabei unterstützen kann, solch eine Sportstätte günstig und nachhaltig zu bauen und energieeffizient zu betreiben.

Die Halle soll rein funktional geplant werden. Beispiele für effiziente und ansprechende Umsetzungen finden sich z.B. bei den Projekten des Art Department Berlins (11).

Mit einer Halle kann ein konstanter Betrieb gewährleistet werden. Sie ist witterungsunabhängig. Zudem hilft eine Hülle gegen Nebelbildung durch das Eis, Lärm und Lichtverschmutzung. Das Dach bietet Platz für Photovoltaik. So kann die Eisfläche über das Jahr gerechnet grün betrieben werden. Es gibt die Idee von Michael Eisenmann, dass eine mögliche PV- Anlage von der Bürgerstrom Genossenschaft finanziert und betrieben wird. Direkt genutzter Strom kann dann günstig von der Genossenschaft bezogen werden. Die Baukosten wären damit ein Stück kleiner.

Es gibt zudem einen erfreulichen Kontakt zu Prof. Dr. Dr. Patzelt, Professor für Unternehmerisches Denken und Handeln (Entrepreneurship), der TU München. Er schreibt:
„Öffentliche Sportstätten sind ein Ort der Bewegung und Begegnung für alle Bevölkerungsgruppen. Spätestens seit der Corona-Krise sind diese Einrichtungen jedoch durch leere öffentliche Kassen bedroht – landauf, landab schließen Schwimmbäder, Eishallen, Skateparks und andere Sportstätten.
In einem Forschungsprojekt untersucht der Lehrstuhl für Unternehmerisches Denken und Handeln (Entrepreneurship) der Technischen Universität München deshalb am Beispiel des Dachauer Eisstadions, wie durch innovative Ansätze und neue Ideen öffentliche Sportstätten erhalten werden können. Dies umfasst zum einen die Frage, wie das Eisstadion als alternative, gemeinnützige Organisationsform (z.B. Förderverein oder Genossenschaft) betrieben werden kann. Zum anderen wird erforscht, inwieweit neue Technologien wie softwaregestützte „intelligente“ Eiskühlung auf Basis von Wettervorhersagen oder Stromerzeugung mittels Solarmodulen den Energieverbrauch minimieren können. Schließlich untersucht das Projekt neue Finanzierungsoptionen, z.B. durch Firmenkooperationen bei Veranstaltungen oder (Social) Media-Kampagnen rund um das Eisstadion.
Nur wenn es gelingt, öffentliche Sportstätten wie das Dachauer Eisstadion weiter betreiben zu können, wird die Lebensqualität im öffentlichen Raum erhalten. Wir leisten damit nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit der Bevölkerung, sondern auch zum Erhalt unserer demokratischen Kultur, die auf der Begegnung und Interaktion diverser Bevölkerungsgruppen basiert.“

Eine Präsentation des Engagements der beiden Universitäten für die lokale Politik fand bereits statt. Wir danken der SPD Fraktionsvorsitzenden Anke Drexler, dem Stadtrat Richard Seidl (Die Grünen), Kreisrat Peter Strauch (CSU) und Sportreferenten Günther Dietz (CSU) für ihr offenes Ohr.

Es sollte alles unternommen werden, um eine Lösung für alle Betroffenen doch noch umzusetzen. Sollte aber dies nicht gelingen, ist die Planung der Bebauung des Sportparks an der Gröbenrieder Straße hinfällig. Denn im Vorfeld war die Versetzung der Eisfläche die Grundlage dieser Planung (8).

Jessica Schober von der SZ schreibt in ihrem Kommentar vom 23. Januar 2024:
„Doch wenn das Geld knapp ist, gilt auch Bestandsschutz als Ressourcenschonung. Warum jedoch war der Erhalt der Schlittschuhbahn nie Vorgabe in den Ausschreibungen für Architekturbüros, obwohl der Stadtrat doch ursprünglich die Eisfläche an den Turnhallenneubau gekoppelt hatte? (…) Warum soll man etwas Bestehendes zerstören, nur um etwas Anderes neu zu bauen? Das macht vielleicht beim Sandburgenbauen am Strand Spaß – wenn es jedoch um rare Freizeitangebote geht, die dereinst auch mit Steuergeldern finanziert wurden, entbehrt es jeder Verhältnismäßigkeit.“ (12)

Die Petition ist abgeschlossen. Sie hat deutlich gemacht, dass ein interessierter Teil der Dachauer Bevölkerung eine Lösung des Themas wünscht.
Denn nicht nur die Eisfläche verdient das, auch der ASV Dachau wartet mit seinen unterschiedlichen Abteilungen auf eine baldige Lösung, um seine neue Halle sicher planen zu können.

In die richtige Richtung geht sicher der Vorschlag vom Bündnis für Dachau einen „Sonderausschuss für die Eislauffläche“ zu bilden:
„Der gesamte Vorgang ist eindeutig von überragendem öffentlichen Interesse und hat bei der Bevölkerung die Erwartung hervorgerufen, dass der Stadtrat und die Verwaltung konsensorientiert eine Lösung erarbeiten, die langfristig den Eislauf in Dachau (oder im Landkreis) ermöglichen sowie den Inklusionssport des ESV weiterhin erhalten soll“. (13)

Alle Beteiligten müssen an einer Lösung interessiert sein. Auch die Ergebnisse der Universitäten könnten neue Impulse bringen. Dachau soll lebenswert bleiben. Eine Wintersportstätte wie das Eisstadion hat dabei einen wichtigen Anteil.

Besten Dank für Ihre Unterstützung!

Den Text gibt es auch als Blog Beitrag auf eisfuerdachau.de. Dort freuen wir uns über Kommentare.

Sandra Gissmann und Daniel Sommer

 

 

 

 

1:https://www.openpetition.de/petition/statistik/eis-fuer-dachau-unsere-stadt-braucht-eine-kunsteisbahn#petition-main

2: https://eisfuerdachau.de/allgemein/die-dachauer-eisflaeche-in-der-abendschau-des-br/

3: https://eisfuerdachau.de/allgemein/bekenntnis-zur-staedtischen-kunsteisbahn-der-freien-waehler/

4:https://zukunftdachau.blogspot.com/2024/01/antrag-realisierung-kostenreduzierte.html?spref=fb&fbclid=IwAR0fEUW9pjiggP2XAT5jXpv78q8VEC8gq45K-VmVKXf_8XV4tgw_dVXMaI0

5: https://buendnis-fuer-dachau.de/2024/02/17/bundnis-fur-dachau-sonderausschuss-fur-eislaufflache/

6: https://eisfuerdachau.de/allgemein/antrag-der-spd-und-csu-vom-6-12-2018/

7: https://www.openpetition.de/petition/kommentare/eis-fuer-dachau-unsere-stadt-braucht-eine-kunsteisbahn#petition-main

8: https://eisfuerdachau.de/allgemein/staedtebauliche-entwurf-zum-sportpark-an-der-groebenrieder-strasse/

9: https://www.realice.info/produkt/mehrzweckanlagen/

10: https://florian-hartmann.info/sport-und-freizeit/

11: https://www.twotimestwentyfeet.com/en/container-projects/street-sports-hall-berlin-winter-2012-2013/

12: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/eisbahn-dachau-sporthalle-1.6337582

13: https://buendnis-fuer-dachau.de/2024/02/17/bundnis-fur-dachau-sonderausschuss-fur-eislaufflache/

Petitionsübergabe Eis für Dachau

Petitionsübergabe Eis für Dachau mit Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) und Sandra Gissmann.


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